..unserer Pfarreiengemeinschaft
Retzbach, Pfarrei St. Laurentius
Pfarrkirche
Der Standort
Die Pfarrkirche St. Laurentius ist an einem Platz erbaut, der schon sehr früh als der kirchliche Mittelpunkt der Gemeinde angesehen werden muss. Die starke Mauer, die heute noch zum Großteil den Kirchplatz umschließt, lässt unschwer erkennen, dass es sich dabei um eine wehrhafte Kirchhofmauer handelt. Inmitten des ehemaligen Friedhofs stand ein kleines Kirchlein, das als Pfarrkirche diente. Auch der unterhalb der Kirche gelegene Ortsteil „Propstei“ bestätigt diese Annahme.
Diese Bezeichnung besagt, dass es sich hierbei um den Wohnsitz von Pröpsten handelt, also um Geistliche eines Klosters, die als Pfarrherrn in Retzbach wirkten. Tatsächlich gehörte die Pfarrei Retzbach bis zur Säkularisation im Jahr 1803 dem Benediktinerkloster Neustadt am Main.
Bischof Otto II. hatte sie nämlich bereits im Jahre 1336 dem Kloster geschenkt.
Vorbereitungen zum Neubau
Im Jahr 1613 wird dem damaligen Probst die Erlaubnis erteilt, dass die Mehrzahl der Gottesdienste in der Wallfahrtskirche gehalten werden dürfe, da das Pfarrkirchlein sehr klein, dunkel und unfreundlich sei. Im Jahr 1688 wird die Wallfahrtskirche von der geistlichen Regierung in Würzburg zur Pfarrkirche erklärt, bis wieder eine Pfarrkirche entstehe.
Eine geschichtliche Untersuchung durch Oberregierungsrat Peter Vychitil im Jahr 1978, als der Fußboden der jetzigen Kirche im Zuge des Einbaus einer Fußbodenheizung entfernt wurde, ergab Folgendes:
Um genügend Platz für den Neubau der barocken Kirche zu gewinnen, wurde ihr überraschend kleiner, nur 6,25 m breiter und etwa 10 m langer Vorgängerbau abgebrochen, der ihn zumindest an der Süd- und Ostseite umgebende Friedhof aufgelassen und die Friedhofsmauer an der Ostseite, wahrscheinlich auch an der Nord- und Westseite abgetragen. Der Bauplatz wurde so eingeebnet, dass die mit Schutt verfüllten, rund 85 cm breiten Ausbruchgruben des östlichen Bereiches der Nordwand und des nördlichen Bereiches der Ostwand der alten Kirche nur noch etwa 15 cm tief im ungestörten Boden erhalten waren. Kein einziger Mauerstein wurde mehr in seiner Lage angetroffen. Gründe für die Erhaltung einer so kleinen Kirche bis ins 18. Jahrhundert könnten darin gesehen werden, dass einerseits der Friedhof mit Gadenanlagen Befestigungscharakter hatte und keine Erweiterung ohne Aufgabe dieser Eigenschaft möglich war, und dass andererseits die vorhandene Wallfahrtskirche zur Verfügung stand.
Der Kirchenneubau
Am 21.02.1736 entschied Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn, die alte Kirche könne abgebrochen und ein Neubau errichtet werden, nachdem mit 1.000 Gulden Bargeld und 40 Fudern Wein die Anfangsfinanzierung gesichert sei. Bereits am 11. April lagen Pläne von Balthasar Neumann vor, die im 2. Weltkrieg verbrannt sind. Am 25. November 1736 legte der Würzburger Weihbischof Johann Berndhard Mayer den Grundstein der heutigen Kirche.
Bis 1738 war das Langhaus durch Maurermeister Mathes Kolb und Zimmermeister Stahl von Würzburg im Rohbau erstellt. Die Steinarbeiten lieferte der Steinmetz Johann Adam Sehlmann aus Wernfeld.
Die alte Pfarrkirche war am 20. Juli profaniert worden. Die beim Abbruch des Gebäudes anfallen-den verwertbaren Materialien wurden verkauft. Dabei kamen über 200 Gulden für den Baufond zusammen. Das Datum 1739, welches sich aus dem Chronogramm über dem Hauptportal der Kirche ergibt, bezeichnet die Vollendung dieses Bauteils.
Am 10. August 1740, dem Fest des Kirchenpatrons Laurentius, wurde die Kirche durch denselben Weihbischof Johann Bernhard Mayer geweiht.
Der Kirchenbau selbst
Beim Entwurf der Kirche folgte Balthasar Neumann einem einfachen, schon von Josef Greising in der Pfarrkirche zu Steinbach verwendeten Grundrissschema, dem rechteckigen Saalschiff mit eingezogenem polygonalen Chor und halb vor die Fassade gestellten Turm.
Es handelt sich also um eine Fassadenturmkirche - im Unterschied zu einer Chorturmkirche.
Aller Aufwand ist auf die Fassade konzentriert, die sich in drei Abschnitten erhebt und vom dem Zwiebelturm mit Laterne gekrönt wird. Im mittleren Teil befindet sich die Statue des Kirchenpatrons Laurentius. Nur am Turm begegnen wir einem Leitmotiv von Neumanns Bauzier, den kurvigen Bedachungen über den Fenstern.
Wir betreten die Kirche durch das Turmportal. In der kreuzgewölbten Turmhalle ist auf der rechten Seite noch die schöne geschwungene Emporentreppe erhalten geblieben.
Wegen der Brandgefahr wurde die Kirche nach Geheiß des Fürstbischofs mit einem steinernen Gewölbe versehen. Die Seitenwände zeigen bereits Andeutung der bei Neumann beliebten Zweischaligkeit. Die breit gespannten Kreuzgratgewölbe teilen den Raum in gleichmäßige Abschnitte. Umlaufende Sockel und Pilaster vor Wandpfeilern beleben und gliedern die Flächen.
Am Chorbogen finden wir als einzige Stuckdekoration das Wappen des Fürstbischofs Friedrich Carl von Schönborn in hell-dunkelgrauen Tönen.
An der Rückwand finden wir ein reich geschnitztes Gestühl aus den vierziger Jahren des 18. Jahrhunderts. Die Ziermotive sind wie zwei spiegelbildliche C ineinander verschlungen. Dieses Gestühl stammt vermutlich aus einem Benediktinerkloster. Bis in die Neuzeit waren dort die Sitze für den Gemeinderat und die Feldgeschworenen. Im Mittelgang und Chor hat man bei der Renovierung unter Pfarrer Gerold Postler und Architekt Arno Sohn den alten Fußbodenbelag aus Rotsandsteinplatten erhalten. Der schönen barocken Kommunionbank aus Holzbalustern entspricht die in gleicher Form gearbeitete Brüstung der Orgelempore. Behutsam hat man bei der Renovierung 1978 die Türen der Kommunionbank für den neuen Zelebrationsaltar und einen Ambo verwendet.
Im Chor steht ein einfaches Chorgestühl aus dem 18. Jahrhundert unter Verwendung älterer Teile.
Ihren besonderen Glanz und ihre innere Harmonie erhält die Pfarrkirche durch die drei großen Altäre und die Kanzel, gegen 1747 von den Karlstädter Bildhauern Schäfer gefertigt.
Im Ornamentenstil bewegen sie sich zwischen Régence und Rokoko. Das aufgeraute Muschelwerk verrät die Kenntnis von Arbeiten des Würzburger Hofstukkatuers Antonio Bossi. Im Hochaltar das farbenprächtige Bild der Laurentiusmarter von dem sonst nicht bekannten Maler F. L. Zaner (1744), flankiert von den Benediktinerheilgen Benedikt und Scholastika. Im Aufsatz über dem fürstbischöflichen Wappen die Heiligste Dreifaltigkeit, seitlich Allegorien von Glaube und Gerechtigkeit.
Die Heiligste Dreifaltigkeit übergibt die weltliche Macht an den Fürstbischof, der mit Glaube und Gerechtigkeit sein Volk regieren soll.
Maria wird im Altarbild des linken Seitenaltars als Immaculata dargestellt: Ein Bild aus der Offenbarung des Johannes: Die Frau, die der Schlange den Kopf zertritt. In der Erdkugel zu ihren Füßen kann man noch die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies erkennen. Begleitfiguren sind Johannes der Täufer als Vorläufer und der hl. Josef als Nährvater Jesu. Ein Rosenkorb mit dem Marienmonogramm schließt den Altar nach oben ab.
Der rechte Seitenaltar ist volkstümlichen Heiligen gewidmet: Unter dem Jesusmonogramm im Aufsatz das Altarbild mit dem Winzerpatron Urban: Ein Bischof Urban versteckt sich zur Zeit der Christenverfolgung in einem Weinberg und entgeht dadurch dem Martyrium. So erwählen ihn die Winzer zu ihrem Patron, und bald wird aus dem Bischof Urban Papst Urban. Begleitfiguren sind rechts der hl. Antonius mit dem Esel, der vor dem Allerheiligsten hinkniet, und dem hl. Valentin, dem Patron der Epileptiker ( zu seinen Füßen liegt ein Junge mit einem epileptischen Anfall).
Traubengewinde erinnern wohl an die erste Winzergenosenschaft in Retzbach. Im Altarunterbau befindet sich das hl. Grab, das an den Kartagen geöffnet wird.
Am Korb der Kanzel finden wir die ausdrucksvollen Gestalten der vier Evangelisten mit ihren Symbolfiguren. Auf dem Schalldeckel der Gute Hirte, in dessen Vertretung der Priester predigen soll.
Die Taube als Symbol des Hl. Geistes soll ihm die rechten Worte eingeben. Die Hand mit dem Kreuz weist wohl auf das Wort aus dem Korintherbrief von Paulus hin: „Wir predigen Christus, den Gekreuzigten“.
Erwähnenswert ist noch, dass wegen des kostspieligen Deckengewölbes in der Folge das Geld aus ging, und die Altäre deswegen nicht farbig gefasst werden konnten. Erst einhundert Jahre später konnten durch eine Stiftung Altäre und Kanzel durch den Thüngersheimer Vergolder Michael Klüpfel marmoriert werden.
Die großen Bilder an den Seitenwänden stellen die sieben Sakramente und Szenen aus der Passion und der Auferstehung Jesu dar. Die älteste Figur in den Vitrinen (1697) ist dem Winzerpatron Urban gewidmet. Daneben noch die Figuren des hl. Laurentius , des hl. Johannes des Täufer und des hl. Wendelin als Schutzpatron der Landwirte. Besonders bemerkenswert ist unter dem Kreuz an der rechten Seitenwand die Darstellung der Pieta: Die Mutter mit dem toten Sohn auf ihrem Schoß, dort ist ihr Blick schon in die Zukunft gerichtet.
Renovierungen
Durch Einschüsse am Ende des zweiten Weltkrieges entstanden Löcher in der Außenfassade, die unter Pfarrer Hermann Josef Klug sofort nach Kriegsende wieder ausgebessert wurden. 1963 erfolgte eine Außenrenovierung, 1974 wurde der Dachstuhl imprägniert, 1975 wurde das Dach vollständig neu gedeckt und Teile des Gebälks ausgewechselt. 1976 ließ die politische Gemeinde, die die Baulast für den Turm trägt, eine neue Turmuhr mit vier Zifferblättern anschaffen und das Dach erneuern. 1977/78 erfolgte die Innenrenovierung mit dem Einbau einer Fußbodenheizung. Am 9. September 1978 konnte Bischof Josef Stangl als eine seiner letzten Amtshandlungen die Weihe des neuen Zelebrationsaltars vollziehen. Dabei wurden folgende Reliquien in den Altar eingelassen: Hl. Sebastian, hl. Vitus, hl. Urban, hl. Burkard, Sel. Liborius Wagner. Zum 250-jährigen Jubiläum im Jahr 1990 erfolgte die Außenrenovierung, bei der die Kirche wieder die weiße Farbe erhielt. Am 29. Juli feierte Weihbischof Helmut Bauer mit der Gemeinde den Festgottesdienst mit dem anschließenden Fest auf dem Schulhof. Der Tag endet mit einer großen Serenade auf der Treppe vor der Kirche. Mitwirkende waren der Kirchenchor, der Männergesangverein, Flötengruppe und Schola, der Moderne Spielmanns- und Fanfarenzug, der Musikverein Frankonia und die Brüder Thomas und Ralf Behr als Solisten hoch oben in der Laterne des Kirchturms.
Wallfahrtskirche
Die Wallfahrt in Retzbach
„Maria im Grünen Tal“ zu Retzbach, 17 km mainabwärts von Würzburg gelegen, ist wohl der älteste noch bestehende Wallfahrtsort in der Diözese Würzburg.
Sein Ursprung reicht ins 13. Jahrhundert zurück und ist mit zahlreichen Legenden umwoben.
Ablässe aus dem 13. Jahrhundert zeigen, dass die Wallfahrt damals bereits eine größere Bedeutung hatte.
Auf den Fundamenten einer romanischen Kapelle wurde im 14. Jahrhundert die gotische Kapelle erbaut, der Chor der heutigen Wallfahrtskirche.
1336 übernahmen die Benediktiner von Neustadt am Main die Betreuung der Pfarrei und der Wallfahrt.
Einen großen Aufschwung nahm die Wallfahrt in den Kriegs- und Pestjahren um 1600. In dieser Zeit wurde ein Langhaus angebaut. Das gotische Portal wurde aus der Kapelle herausgenommen und als Eingangsportal der neuen Kirche verwendet. Aus der Barockzeit (1788) stammen die beiden Türmchen an der Westseite und die Barockaltäre. 1968 wurde das Langhaus wegen Baufälligkeit geschlossen und das Dach abgedeckt. In der Nacht vom 16. auf den 17. Juni 1968 brachte ein heftiges Gewitter die Lehmdecke des Schiffs zum Einsturz.
Der damalige Dombaumeister Hans Schädel schuf die Pläne für den Neubau des Schiffs, das jetzt in doppelter Breite errichtet wurde. Bei der Weihe der neuen Kirche am 13. September 1969 durch Bischof Josef Stangl erhielt die Kirche den erweiterten Titel: „Gebetsort für die Einheit der Christen“. Bei einer Renovierung im Jahr 1987 fanden die noch vorhandenen Barockaltäre, die beim Neubau in den sechziger Jahren weichen mussten, wieder ihren Platz. Das Kreuz im Chorbogen wurde dem frühgo-tischen Prozessionskreuz aus Bad Orb, vergrößert in Südtirol, nachgeschnitzt. Eine neue Tabernakelstele mit dem Symbol vom brennenden Dornbusch ergänzt die Einrichtung.
Das Gnadenbild ist eine 129 cm hohe Figur aus fränkischem Buntsandstein, zu Beginn des 14. Jahrhunderts von einem unbekannten Künstler geschaffen. Im Rücken der Madonna befinden sich sogenannte „Berührungsreliquien“ aus dem Heiligen Land, die für die Bedeutung der Wallfahrt im Mittelalter sprechen. Eine Schramme im Gesicht der Madonna führte wohl zu der Legende, man habe das Bild im Wald gefunden und beim Ausgraben verletzt.
Die Wallfahrt heute
An die 135 Wallfahrtsgruppen kommen das Jahr über nach Retzbach, die weitesten davon aus dem Eichsfeld über Fulda - zusammen mit Pilgern aus Baunatal - mit etwa 1000 Fußpilgern. Die längste Tradition hat die Wallfahrt aus Rieneck im Spessart, sie besteht seit 1470. Spezielle Wallfahrten sind zweimal im Jahr ein Wallfahrtstag für Kranke und ältere Menschen, im Abstand von zwei Jahren ein Wallfahrtstag für Busfahrer und LKW-Fahrer und eine ökumenische Kinderwallfahrt.
Hauptwallfahrtstage sind die Marienfeste im September: Maria Geburt, Maria Namen und Maria Schmerz, die an den ersten drei Wochenenden im September gefeiert werden. Einen besonderen Anziehungspunkt bilden die großen Lichterprozessionen an den Vorabenden mit der anschließenden Eucharistiefeier in einem Lichtermeer auf dem Wallfahrtsplatz.
Rund um die Wallfahrtskirche
Im Umfeld befinden sich auf einer Anhöhe ein schön gestalteter Kreuzweg aus dem Jahr 1878. Einen Eindruck davon liefert dieses Youtube Video.
Hinter der Kirche das Marienbrünnlein und seit 2013 ein Gesundheits-garten mit einem Meditationspavillion.
Geschichte
Die Pfarrei Retzbach und ihre Geschichte
Der Ursprung
Es lässt sich bis heute kein genauer Zeitpunkt über die Entstehung der Pfarrei festlegen.
Aus einer Verkaufsurkunde des Jahres 1323 geht hervor, dass damals schon in Retzbach ein pfarrlicher Friedhof bestand. Ein wichtiges Ereignis fand im Jahr 1336 statt: Damals verleibte Fürstbischof Otto von Wolfskeel die Pfarrei Retzbach der Beneditkinerabtei Neustadt am Main ein. Diese stellte auch die Pfarrer bis zum Jahr 1810. Im Jahr 1417 wurden die Statuten der marianischen Bruderschaft von Güntersleben nach Retzbach verlegt. Im Übrigen sei verwiesen auf die Chronik „Retzbach - Der Wallfahrtsort am Main“ herausgegeben von Pfarrer Gerold Postler im Jahr 1999.
Reformation, Bauernkrieg und kirchliche Erneuerung
Retzbach war von den Ereignissen der ersten Reformationszeit kaum unmittelbar betroffen. Die Oberherrschaft blieb bei den Fürsten und Bischöfen von Würzburg. Die Abtei Neustadt blieb Patronatsherr der Pfarrei Retzbach. Es wohnten ungefähr 50 Lutheraner am Ort. Als Julius Echter Fürstbischof wurde, warf er dem Neustädter Abt vor, für die Ausbreitung der Protestanen in Retzbach mit verantwortlich gewesen zu sein. Abt Konrad Lieb präsentierte auf die Retzbacher Frühmeß-Stiftung im Jahr 1550 seinen Mitbruder Johann Fries, der vier Jahre später zum Abt gewählt wurde. Dieser zeigte nach seinem Amtsantritt, dass er der Reformation Luthers näher stand als der katholischen Kirche. 1554 wurde er seines Amtes enthoben. Im Jahr 1600 erneuerte Fürstbischof Julius Echter die Retzbacher Marienbruderschaft. 1610 entstand das neue Schulhaus.
Zu dieser Zeit wurden alle Ortseinwohner als katholisch bezeichnet. 1612 weilte der Fürstbischof selbst im Dorf.
Der dreißigjährige Krieg und die Zeit danach
1631 eroberten schwedische Truppen unter König Gustav Adolf das Frankenland. Abt Georg Ehalt, langjähriger Pfarrer in Retzbach, wollte als Winzer verkleidet nach Zellingen fliehen. Er wurde von den Truppen erkannt und ermordet. Sein Grabmal befindet sich hinter der Wallfahrtskirche.
Retzbach wurde mehrmals schrecklich geplündert und die Kirchen geschändet.
1658 wurde durch Zacharias Juncker neben der Wallfahrtskirche die Ölberghalle mit der ergreifenden Ölbersgszene errichtet. 1697 errichteten die Retzbacher Häcker eine Bruderschaft zu Ehren des hl. Winzerpatrons Urban.
1786 lebten in Retzbach 134 Männer, 191 Frauen, 130 Söhne, 179 Töchter, 5 Knechte und 7 Mägde.
Benediktinerpater Benedikt Arnold, 1789 Kaplan in Retzbach, dann Küchenmeister in der Abtei, kam 1797 wieder nach Retzbach, rodete auf der Anhöhe eine Stelle, und erbaute dort eine Einsiedelei (Benediktushöhe), wo er bis 1810 wohnte. 1981 wurde dort die Arbeitnehmerbildungsstätte Benediktushöhe eingeweiht.
Seit 1810 wurde die Pfarrei von Diözesanpriestern betreut.
1854 begann das Zeitalter der Eisenbahn, 1880 entstand der Kreuzweg oberhalb der Wallfahrtskirche, 1884 wurde die Mainbrücke eingeweiht, 1911 legte man die Wasserleitung.
Das zwanzigste Jahrhundert
Im 1. Weltkrieg fielen 41 Retzbacher, der Nationalsozialismus fasste in Retzbach nur zögernd Fuß.
Über die letzten Monate des 2. Weltkriegs berichtet der damalige Pfarrer Geistl. Rat Hermann Klug (Siehe angegebene Chronik!).
Nach Kriegsende kamen zahlreiche Heimatvertriebene nach Retzbach, aber auch Ausgebombte aus dem Rheinland, die hier zum Kriegsende ihre Zuflucht gesucht hatten. Der katholische Kindergarten wurden von 1916 bis 1978 von den Erlöserschwestern betreut. 1979 wurde der neue Kindergarten an der gleichen Stelle eingeweiht. 1974 folgte der politische Zusammenschluss mit der Gemeinde Zellingen, die Pfarrei bleibt jedoch selbständig erhalten. Im Jahr 2000 wurde nach langer Planung das neue Pfarr-, Jugend- und Wallfahrtsheim in der Bergstraße eingeweiht.
Retzstadt, Pfarrei St. Andreas
Pfarrkirche St. Andreas
Der Grundstein wurde am 31. Juli 1726 gelegt. Die Pfarrkirche St. Andreas wurde am 22. Oktober 1730 geweiht. Damals war der Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn. Sie wurde nach Plänen von Balthasar Neumann erbaut. Der Turm zeigt romanische Elemente und gehört zu einem älteren Kirchenbau. Er erhebt sich an der Nordseite des Langhauses.
Kreuzkapelle
Unter dem heutigen Gebäude befindet sich der Überrest einer weit älteren Kapelle, die nach 1250 errichtet worden sein dürfte. Ihr Fußboden lag 2 m tiefer.In ihrer heutigen Form geht sie auf das Jahr 1753 zurück.